In unserem Interview mit Christian Hein, Geschäftsführer von MSC Cruises, wurde sehr deutlich, dass besonders in Krisenzeiten ein breit aufgestelltes Geschäftsmodell hilfreich ist.
Zudem sieht er durch sinnvoll gesteuerte Veränderungen, die Unternehmen mit ihren Mitarbeitern meistern, einen Ansatzpunkt für Kreativität und Leistungsbereitschaft.
Welche Faktoren waren für Ihr Unternehmen entscheidend, um bislang gut durch die Corona-Krise zu kommen?
Ein großer Vorteil der MSC Gruppe sind die beiden Standbeine MSC Cruises und MSC Cargo. Während die Kreuzfahrtschiffe noch allesamt vor Anker liegen, fahren wir mit unseren rund 560 Containerschiffen bei ca. 85% Cargovolumen verglichen mit “normalen Zeiten” lebenserhaltende Cash Flows ein. Wir sind somit glücklicherweise breiter aufgestellt als unsere Marktbegleiter.
Bezogen auf mein Team, hat es natürlich auch sehr geholfen, dass bei uns alle Mitarbeiter technisch gut ausgerüstet sind. Somit konnten wir von heute auf morgen alle ins Home-Office schicken und es gab wenig Reibungsverluste. Was dabei aus meiner Sicht extrem wichtig ist, ist die tägliche Kommunikation. Wichtiger sogar als wenn ich alle hier im Office zusammen habe.
Und auch wenn wir häufig kommuniziert haben, schätzen das Thema „remote arbeiten“ natürlich nicht alle Kollegen. Meine Salesmannschaft zum Beispiel vermisst natürlich insbesondere den Kontakt zum Kunden und den Kollegen.
Jenseits von MSC Cruises: Sehen Sie, aufgrund von Corona, für die Zukunft nachhaltige Veränderungen in der Art wie Organisationen arbeiten werden?
Das Thema remote arbeiten ist etabliert. Es gibt kein Argument mehr dagegen. Hier ist es aber sehr wichtig, die Leute nicht zu verlieren. Den Kontakt immer wieder zu halten und Kommunikationsmöglichkeiten sicherzustellen. Dabei sehe ich meine Führungsmannschaft und mich in der Verantwortung. Aber natürlich auch meine Mitarbeiter, die gute Ideen einbringen.
Ich selbst würde mich als „people manager“ bezeichnen. Ich gehe gerne ins Büro und tausche mich mit den Leuten aus. Das stärkt aus meiner Sicht den Zusammenhalt im Team. Ich versuche eine Atmosphäre zu generieren, die den Leuten Spaß vermittelt und sie motiviert. Ich merke, wenn es dann darauf ankommt, dass die Leute sich für mich auf die Gleise legen. Hier muss man eine gute Mischung zwischen Präsenz und remote schaffen.
Die Betreuung der Kunden auf Distanz wird in der Zukunft immer mehr im Fokus stehen. Mein Sales-Team muss nicht jeden Tag persönlich beim Kunden auftauchen. Dafür gibt es genügend Tools, um Online-Konferenzen durchzuführen und die Kundenbeziehung zielführend zu gestalten.
Ich bin mir recht sicher, dass jetzt in vielen Unternehmen die Reiserichtlinien sinnvollerweise angepasst werden. Wir müssen uns alle hinterfragen, ob die vielen Reisen wirklich notwendig sind. Corona ist hier sicher ein „Beschleuniger“.
Welche Faktoren sind aus Ihrer Sicht entscheidend, damit sich Organisationen auf deutliche Veränderungen des Umfelds (Marktes, Gesellschaft) einstellen können? Anders formuliert: Was macht organisatorische Anpassungsfähigkeit aus?
Ich glaube an Veränderung der Veränderung wegen. Ich treibe Veränderungen, damit wir alle wach bleiben. Damit sich Dinge nicht zu sehr einspielen und zur langweiligen Routine werden. Veränderungen und Anpassungsfähigkeit gehören nun mal zum Geschäft dazu. Richtig angegangen, fördern sie aus meiner Sicht die Leistungsbereitschaft und Kreativität meiner Mitarbeiter. Ich verändere gerne Dinge, um genau das zu erzielen. Natürlich nur dort, wo es Sinn macht.