"Anpassungsfähigkeit setzt erstmal eine klare Vorstellung davon voraus, wo man hin will und warum Veränderung notwendig ist!“
Welche Faktoren waren für Burger King entscheidend, um bislang gut durch die Corona-Krise zu kommen?
Mein erster Tag bei Burger King war Mitte April 2020, also zu einem Zeitpunkt, als bereits ganz viele wichtige Schritte umgesetzt waren. Oberste Priorität hatte die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter. Gleichzeitig war es wichtig, das Geschäft stabil zu halten und auch unsere Franchisepartner aktiv zu unterstützen, da der Lockdown natürlich auch bei uns zu erheblichen Einbrüchen geführt hat.
So eine Situation zu managen setzt große Flexibilität und Geschwindigkeit bei allen Beteiligten voraus. Und das war auch das, was ich sofort gespürt habe, als ich im April an Bord kam. Wir sind im Schnitt ein junges Team, das gut zusammenarbeitet und sich vertraut. Da war es unproblematisch, die Notebooks im Büro auszustöpseln und auf Remote Work umzuschalten. In den Restaurants waren Geschwindigkeit, klare Prozesse, Hygiene und Sicherheit bereits vor Corona absolut entscheidend, so dass die Umsetzungsgeschwindigkeit für die notwendigen zusätzlichen Maßnahmen auch hier sehr hoch war.
Gleichzeitig haben wir alle bestehenden Chancen genutzt, um unsere Gäste weiterhin versorgen zu können – z.B. über mehr Fokus auf Drive-In oder über den Lieferservice. Das ging, weil wir lange vor Corona gute strukturelle Voraussetzungen geschaffen haben, die sich an den Bedürfnissen unserer Gäste orientieren. Darauf konnten wir in der Krise zurückgreifen.
Unabhängig von Burger King: Sehen Sie, aufgrund von Corona, für die Zukunft nachhaltige Veränderungen in der Art wie Organisationen arbeiten werden?
Das Thema Remote Work wird sicherlich nachhaltig an Bedeutung zunehmen. Dennoch halte ich den persönlichen Austausch und Spontanität für absolut unersetzlich.
Für viele Fragestellungen ist es schlicht perfekt, wenn man kurzfristig drei Kollegen zusammenrufen kann, um am Flipchart eine gute Lösung für ein Problem zu finden. Diese Spontanität gibt enorm viel Dynamik und macht auch Spaß. Und nach wie vor ist die Kaffeeküche oft der Ort, an dem die wichtigsten Dinge entstehen und besprochen werden. Perspektivisch gehe ich daher davon aus, dass wir jetzt nicht alle zu Hause bleiben, sondern dass sich Remote Work und Präsenzarbeit auf einem neuen Niveau mit mehr Homeoffice einpendeln.
Was damit eng zusammenhängt und was auch positiv nachwirken wird, ist der gegenseitige Vertrauenszuwachs. Viele Menschen haben jetzt gesehen, dass die Vorbehalte gegenüber dem Homeoffice nicht stimmen. Insofern hat Corona zu einer Art basisdemokratischer Revolution geführt. Ich begrüße das sehr – wenn der Mix stimmt.
Welche Faktoren sind aus Ihrer Sicht entscheidend, damit sich Organisationen auf deutliche Veränderungen des Umfelds (Markt, Gesellschaft) einstellen können? Anders formuliert: Was macht organisatorische Anpassungsfähigkeit aus?
Anpassungsfähigkeit setzt erstmal eine klare Vorstellung davon voraus, wo man hin will und warum Veränderung notwendig ist. Wenn das Ziel klar ist, finden Menschen sehr viel schneller und eigenverantwortlich bessere Antworten auf veränderte Rahmenbedingungen. Und Eigenverantwortung ist zentral, weil Micromanagement nicht tragfähig ist.
Gleichzeitig ergibt sich Veränderung nicht von selbst, sondern muss aktiv begleitet werden. Manche Veränderungen sind schmerzhaft, was viel Empathie gerade bei den Führungskräften voraussetzt. Sie müssen immer wieder deutlich machen, warum es sich lohnt dranzubleiben und als Rollenvorbilder am konkreten Einzelfall zeigen, dass sie auch selbst bereit sind das zu tun, was sie von anderen erwarten.
Wenn das gelingt, kann eine Organisation sich auf gute Zeiten genauso gut und schnell einstellen wie auf schlechte Zeiten. Und das macht anpassungsfähige Organisationen aus.