"Corona hat gezeigt, dass Schnelligkeit einer der Erfolgsfaktoren der Zukunft sein wird. Unternehmen müssen sich viel agiler anpassen, um langfristig überlebensfähig zu bleiben. Vielen Managern ist nun sehr klar vor Augen geführt worden, dass Komplexität in den Entscheidungswegen reduziert werden muss."
Welche Faktoren waren für Welspun entscheidend, um bislang gut durch die Corona-Krise zu kommen?
„Eines steht außer Frage: Die Gesundheit unserer Mitarbeiter, nicht zuletzt in der Produktion, war und bleibt die höchste Priorität. Sensible Bereiche in der Produktion wurden entsprechend umgestellt, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
Als internationaler Konzern mit HQ in Indien lag der Fokus voll auf einer internationalen Zusammenarbeit in digitaler Form. Wir mussten uns in diesem Kontext natürlich auch an die lokalen Marktgegebenheiten anpassen. Die verschiedenen Phasen der Pandemie rund um den Globus haben dabei den Takt vorgegeben. Kommunikation und Transparenz waren dabei der Schlüssel zum Erfolg. Wir haben eine konzernweite Trainings-Offensive durch Online-Seminare/Workshops gestartet und haben multi-funktionale Teams für bestimmte Krisenthemen gegründet, bei denen wir übliche Hierarchien und Disziplinen hinten angestellt haben. Das hat gut funktioniert. In einer Krisensituation geht es schließlich darum, den Geschäftsbetrieb einigermaßen aufrecht zu erhalten.
Wir haben vor uns vor allem auch intensiv mit dem „morgen“ beschäftigt. Daraus folgte die schnelle Anpassung unseres Produktsortiments. Wir sind u.a. auf Heimtextilien, wie Handtücher oder Bettwäsche, spezialisiert und haben kurzerhand auf diverse Health-Produkte umgesattelt, z.B. Masken oder Schutzanzüge. Das erforderte auch bei uns im internationalen Vertrieb eine enge Abstimmung mit unseren Kunden, um zu partnerschaftlichen Lösungen zu kommen.“
Unabhängig von Welspun: Siehst Du, aufgrund von Corona, für die Zukunft nachhaltige Veränderungen in der Art wie Organisationen arbeiten werden?
„Die breit diskutierten Maßnahmen wie Homeoffice, die Nutzung von Kollaborations-Tools und die Reduktion des Reisens werden bleiben und sind nun unverzichtbar. Corona hat auch den Digitalisierungsskeptikern gezeigt: Es funktioniert!
Corona hat ferner gezeigt, dass Schnelligkeit einer der Erfolgsfaktoren der Zukunft sein wird. Unternehmen müssen sich viel agiler anpassen, um langfristig überlebensfähig zu bleiben. Vielen Managern ist nun sehr klar vor Augen geführt worden, dass Komplexität in den Entscheidungswegen reduziert werden muss.
Letztlich schärft die Pandemie aber auch den Blick auf wichtige gesellschaftliche Belange: Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Fairness im Umgang miteinander intern und extern sowie gegenüber der Umwelt. Die letzten Monate haben nachhaltigen Produktkonzepten aus meiner Sicht einen deutlichen Aufwind gegeben.“
Welche Faktoren sind aus Deiner Sicht entscheidend, damit sich Organisationen auf deutliche Veränderungen des Umfelds (Markt, Gesellschaft) einstellen können? Anders formuliert: Was macht organisatorische Anpassungsfähigkeit aus?
„Die Krise gibt Organisationen die einmalige Chance, sich selbst komplett zu hinterfragen: Was bleibt, was beginnen wir neu und wohin möchten wir uns entwickeln? Wir haben die Chance, neue Konzepte zu probieren – dabei aber auch Fehler zu begehen oder zu scheitern. Nur so wird wirklich Neues geschaffen.
Hierfür benötigen wir aber auch ein entsprechendes Mindset im Unternehmen: Klare und transparente Kommunikation, Fördern von Innovation und Kreativität, gegenseitige Wertschätzung und Verantwortung.
Zuhören und eine wachsame Analyse des Umfelds bleiben Kernkompetenzen. Nur dann gehen neue Initiativen auch in die richtige Richtung und bringen die Organisation nachhaltig weiter.“