"Die Basis, um mit unvorhergesehenen Situationen angemessen umzugehen, ist die Eigenverantwortung der Mitarbeiter...", sagt Stephan von Bülow, CEO der Block Gruppe. Was aus seiner Sicht darüber hinaus auf die Adaptivität von Organisationen einzahlt und welche Rolle hanseatische Kaufmannstugenden dabei spielen, finden Sie im Interview.
Welche Faktoren waren für Ihr Unternehmen entscheidend, um bislang gut durch die Corona-Krise zu kommen?
Für uns waren bislang vor allem zwei Aspekte wichtig. Ein Faktor kommt ganz aus der Tradition des hanseatischen Kaufmanns und heißt: “In guten Zeiten Speck für schlechte Zeiten ansetzen”. Da wir immer nach dieser Prämisse gelebt haben, sind wir trotz der sehr gravierenden Einschränkungen durch Corona immer handlungsfähig geblieben und konnten gestalten.
Der zweite Faktor ist das Vertrauen in die Marke. Wir haben uns über viele Jahrzehnte eine sehr starke Vertrauensbasis bei unseren Gästen, Mitarbeitern, Lieferanten, Behörden und anderen Stakeholdern aufgebaut. Dieses Vertrauen in die Marke “Block” ist ganz entscheidend, da man so eine Situation nur gemeinsam gestalten kann. Dafür müssen unsere Gäste wissen, dass sie sich bei uns gleichzeitig wohl und sicher fühlen können. Unsere Mitarbeiter wissen, dass wir unsere Verantwortung als Arbeitgeber sehr ernst nehmen. Genauso wie alle unsere anderen Partner wissen, dass sie sich auf uns verlassen können und wir uns auf sie. Dieses gegenseitige Vertrauen ist absolut entscheidend.
Jenseits der Block Gruppe: Sehen Sie, aufgrund von Corona, für die Zukunft nachhaltige Veränderungen in der Art wie Organisationen arbeiten werden?
Die Digitalisierung wird deutlich schneller vorangetrieben als ohne die Corona-Krise. Weniger Reisen, mehr Telefon- und Videokonferenzen sowie arbeiten aus dem Homeoffice wird unser aller Arbeitsleben beeinflussen und auch flexibler machen. Dabei wird es aber wichtig sein, nicht nur die technischen Möglichkeiten zu schaffen, sondern auch sicherzustellen, dass die Seele des Unternehmens – die Kultur – weiter erkennbar bleibt. Das ist eine aktive Gestaltungsaufgabe.
Welche Faktoren sind aus Ihrer Sicht entscheidend, damit sich Organisationen auf deutliche Veränderungen des Umfelds (Markt, Gesellschaft) einstellen können? Anders formuliert: Was macht organisatorische Anpassungsfähigkeit aus?
Einerseits wird es wichtig sein, sich vorzubereiten – soweit das möglich ist. Hierzu gehört das Durchspielen von Krisenszenarien, damit im Ernstfall schnelle und richtige Entscheidungen getroffen werden.
Für Themen, die eine spezielle Expertise benötigen, hilft es, sich in besonderen Situationen externe Partner und Berater an Bord zu holen, um mit zusätzlichem Know-how zielgerichtet agieren zu können.
Die Basis, um mit unvorhergesehenen Situationen angemessen umzugehen, ist aber die Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Wie man auf gravierende Veränderungen des Umfelds reagiert, kann man weder vollständig planen, noch komplett top-down steuern. Um hier angemessen zu reagieren, braucht man flache Hierarchien und ein kompetentes Team. Und so eine Kultur baut man über Jahre auf.