In einer Zeit, die von Pandemie, Digitalisierung und Klimawandel geprägt ist, wird die Anpassungsfähigkeit von Organisationen zu einem der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren. Das zeigen unsere Ergebnisse einer Befragungsserie mit Unternehmenslenkern aus neun verschiedenen Branchen. Die Schlüsselaussagen der qualitativen Interviews haben wir in einem White Paper zusammengefasst und hier zum Download bereitgestellt.
Anpassungsfähigkeit entsteht aus einem Zusammenspiel der harten und weichen Faktoren einer Organisation. Zu den harten Faktoren gehören „Ziele & Strategie“, „Struktur & Prozesse“ und „Arbeitsumfeld & Arbeitsbedingungen“. Als weich gelten Faktoren wie „Vision & Purpose“, „Kultur & Werte“ sowie „Führung & Kompetenzen“. Wie gut dieses Zusammenspiel tatsächlich funktioniert, offenbart sich bei den befragten Unternehmen sehr deutlich in der Corona-Krise.
Ausprägungen der Anpassungsfähigkeit
Die Interviewteilnehmer stammen aus namhaften Unternehmen wie Burger King, Nestlé, BRITA, der Valora Group und Pernod Ricard. Adaptivität wird von allen als erfolgskritischer und eigenständiger Wettbewerbsfaktor betrachtet, der sich in der aktuellen Krise vor allem in folgenden Punkten manifestiert:
· „Ein variables Geschäftsmodell, das auf mehreren Beinen steht“
· „Eine technische Infrastruktur, die es innerhalb kürzester Zeit ermöglicht, aufRemote Work umzuschalten“
· „Ein starkes Wir-Gefühl und eine ausgeprägte Vertrauenskultur“
· „Kurze Entscheidungswege, klare Kommunikation und viel Spielraum fürEigenverantwortung in den Teams“
„Unsere Gespräche haben teilweise noch während des ersten Lockdowns stattgefunden. Besonders beeindruckt hat mich, wie stark die Anpassungsfähigkeit aus einer etablierten Kultur resultiert, die von Offenheit für Neues und Zusammenhalt geprägt ist. So etwas entsteht nicht zufällig“, sagt Dr. Thorsten Voigt. „Für mich gab es einen entscheidenden Satz: ‚Wir haben das Org-Chart zur Seite gelegt und uns die Teams geschaffen, die wir für die Bewältigung der Krise brauchen.’ Eine Aussage wie ein Donnerhall. Hierin steckt die Kraft, verkrustete Strukturen aufzubrechen, Menschen zu mobilisieren und gemeinsam in die Zukunft zu starten. Oftmals sind es Krisen, die unseren verklärten Blick auf das Wesentliche schärfen, uns zu Pragmatismus zwingen und dabei ungeahnte Kreativität freisetzen.“
Adaptivität = Agilität?
Im Kontext der Krise hat sich die Bedeutungsgrenze zwischen Agilität und Adaptivität deutlich verschoben. Vor Corona wirkte die Agilitätsdiskussion oftmals wie der Traum einer „Happy-People-Startup-Welt“, die nicht zuletzt auf die Employer Brand einzahlen sollte. In der Umsetzung wirkte sie oft oberflächlich und bruchstückhaft geprägt von zahlreichen Methoden, schicken Büros und wenig Tiefe. Die von uns geführten Interviews über Anpassungsfähigkeit waren hingegen eher von dem Gedanken geprägt, dass der nachhaltige Bestand einer Organisation davon abhängt, dass diese nicht nur lernt „einzuatmen“ (=Wachstum), sondern auch auszuatmen und sich immer wieder neu erfinden zu wollen. Diese Einsicht kann für viele Unternehmen ein wertvolles Learning aus der Krise sein.